Lari und ich sind in den letzten Tagen viel
rumgekommen. Zusammen haben wir den Südwesten von Kolumbien etwas genauer
erkundet und haben wahnsinnig viel erlebt. Unsere Stationen waren wie folgt:
Cali, Buenaventura (Piangüita), Popayán, Pasto, Manizales.
Cali – die stolze Salsahauptstadt Kolumbiens
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Die beruehmte Ermitakirche Calis |
Cali ist nicht nur Hauptstadt des Departements
Valle del Cauca, sondern auch der Salsa. Den ganzen Tag tanzen die Leute –
nicht, dass das seltsam wäre; das ist in ganz Kolumbien so – aber in Cali ist
das noch ausgeprägter. Abends schwingen die Caleños dann aber erst richtig das
Tanzbein. Salsa kann so schön sein, wenn man den Tanz beherrscht. Laris und
meine Tanzpartner mussten sich dann eben damit zufrieden geben, dass sie zwei
blutige Anfänger an ihrer Seite hatten. Immerhin sind wir Alemanas, Deutsche, das relativierte
das Ganze wieder.
Von Cali haben wir recht viel gesehen.
Cristo Rey
Diese Statue ist der in Rio zum Verwechseln
ähnlich. Zeit für ein Fotoshooting – richitg tourilike.
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Polizistenansammlungen sind keine Seltenheit |
Der Ausdruck „POLIZEI – DEIN FREUND UND HELFER“
wird hier in Kolumbien in Perfektion in die Praxis umgesetzt. Überall stehen
junge, nette Uniformierte herum und hüten die Sicherheit. Gefühlt jeder zweite
Mann zwischen 20 und 30 Jahren ist Polizist. Die Polizisten sind aber auch echt
genial: Sie sind nie alleine, immer gut drauf und helfen, wo sie nur können.
Wir hatten persönliche Wegbegleiter, weil sie Angst hatten, wir würden unser
Ziel nicht finden, waren Motiv auf zahlreichen Fotos und durften sogar in einem
riesigen Auto mitfahren, als wir ewig auf einen Bus gewartet haben und
rätselhafter Weise keiner kam. Das nenne ich Gastfreundschaft ;)
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mein Lieblingsbild voin Cali - made by Lari :) |
Zoológico de Cali
Der Zoo in Cali rühmt sich als der Beste
Lateinamerikas. Damit hat er nicht zu viel versprochen. Zwischen den Affen,
Schildkröten, Zebras, Fischen, Vögeln, Schmetterlingen, Antilopen, Löwen,...
haben wir uns richtig wohl gefühlt (Die Schlangen mal ausgenommen).
Der Zoo in Cali war sozusagen ½ Wilhelma. Nur
ohne Eisbären – die würden sich trotz Klimaerwarmung auch bei Calis 24°C
Durchschnittstemperatur nie wohlfühlen...
Plaza de Toros
Da in Cali gerade Fería war, haben jeden Tag
Stierkämpfe stattgefunden. Da sind einige Kolumbianer richtig scharf drauf. Das
kann ich auch nach einem Besuch in so einer Arena nicht wirklich
nachvollziehen. Das Schema, nach dem der Stier erledigt wird beruht nur darauf,
den Stier zuerst verrückt zu machen und dann mit Lanzen und pfeilähnlichen
Stäben zu schwächen. Dann schickt man ihn weiter im Kreis herum, lässt das
alles von den Zuschauern mit Ahhs und Ohhs bewundern und wartet, bis er
irgendwann aufgibt. Wir haben uns das „Spektakel“ noch nicht mal zur Hälfte
angeschaut und sind gegangen... In meinen Augen ist das Tierquälerei und sollte
ich nochmal eine Stierkampfarena betreten, dann mit Protestplakaten und
Trillerpfeifen im Handgepäck!
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Cholado - Eis mit Fruechten war noch das Beste an der ganzen Arena |
Silvester
Den Jahresabschluss und Neujahresbeginn wollten
wir in einer großen Stadt, die Cali ja ist, verbringen. In der Erwartung, dass
auf dem größten Platz Calis auch an Silvester Highlife sein würde, standen wir
also gegen 21Uhr da – bereit für eine Riesenparty. Nur leider sind nicht viele
Kolumbianer auf die gleiche Idee gekommen. Je später es wurde, desto leerer
wurde der Platz und irgendwann war der Rosenverkäufer, der mit uns ein
Schwäzchen hielt, mit uns und ein paar Polizisten alleine. Die Kolumbianer
feiern Silvester genauso wie Weihnachten zu Hause im Kreise der Familie. Na
toll!
Nachdem uns dann der Regen überraschte und die
letzten Polizisten auch abgezogen sind, haben wir uns auf die Suche nach einer
Bar gemacht. Gesucht – gefunden. Mit ca. 6 weiteren Menschen ohne Familie haben
wir dann das neue Jahr begonnen. Alles etwas anders als geplant, aber was läuft
hier schon nach Plan? Von dem her echt ein kolumbianischer Jahresbeginn ;)
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Silvester im menschenleeren Cali - wir waren die Einzigen, die einen Countdown gezaehlt haben ;) |
Buenaventura, Piangüita und die Pazifikküste
Das mit dem „weniger nach Plan laufen“ ging
dann auch gleih so weiter. In Buenaventura wurden wir, nachdem uns der Bus
durch unheimliche Viertel transportiert hatte, von einem Touristenfischer
abgefangen und haben dann die Tour gemacht, die angebliche JEDER Touri in
Buenaventura macht: Mit einem Motorboot an einen „wunderschönen, touristischen
Strand“. Da wir auch Touris sind und eh nicht wussten, was Buenaventura zu
bieten hat (weil unser Reiseführer diese Stadt nicht abhandelt), haben wir also
auch diese Tour gemacht. Am „wunderschönen, touristischen Strand“ angekommen,
trauten wir unseren Augen kaum: der Strand war zwar touristisch, aber
wunderschön ist etwas anders. Die begeisterten Badeurlauber lagen am SCHWARZEN
Sandstrand zwischen angeschwemmtem Treibgut und Obstresten. Die Luft war zum
Zerschneiden dämpfig. Nachdem wir den anfänglichen Schock überwunden hatten,
haben wir uns eine Unterkunft für die Nacht gesucht und uns anschließend unter
die anderen Badeurlauber gemischt.
Immerhin waren wir jetzt mal am und im Pazifik.
Und auch nicht jeder kann behaupten, schon mal an einem schwarzen Strand
gewesen zu sein... Da kann man nur an den Optimismus appellieren und sagen:
„always look on the bright side of life, dü dü düdüdüdü düdü“.
Popayán – die weiße Stadt
Popayán hat uns freundlich empfangen,
freundlich in sich leben lassen und eben so freundlich auch wieder gehen
lassen. Wir haben uns dort rundum sicher und wohl gefühlt, was man nicht von
jeder Stadt behaupten kann. Vor allem das mit dem „sicher fühlen“ ist eine
Sache für sich. Normalerweise haben wir uns immer doppelt und dreifach
abgesichert, dass wir in einer sicheren Gegend sind, waren abends froh, wenn
wir unausgeraubt ins Bett fallen konnten und alle unsere sieben Sachen
beisammen hatten. In Popayán war das anders. Popayán ist einfach toll: im
Zentrum ist alles in weiß gehalten, es gibt schöne Brücken, beschauliche Gassen
und kleine Märkte. Hier haben wir durchgeschnauft, bevor es nach Pasto zum
Karneval ging.
Pasto und der „Carnaval de los Negros y
Blancos“ (Karneval der Schwarzen und Weißen)
Nahe der ecuadorianischen Grenze liegt das
450000 Eihnwohner zählende Pasto. Hier pilgern während des sechstägigen
Karnevals tausende feierwütige Touristen hin – so auch Lari und ich. Auf der
Suche nach einem Hostel wurden wir gleich mit „Carioca“ (Eine Art Sprühschaum)
begrüßt. Das war aber nur ein Vorgeschmack von dem, was uns die folgenden Tage
erwarten sollte: Eine einzige Party aus weißer Carioca, Maizena und Talco
(Speisestärke und Waschmittel) und Fingerfarben. Nirgends waren wir vor
Schaumattacken oder Talcoüberfällen sicher. Und weil wir offensichtlich Ausländer
sind, haben wir die doppelte Portion abbekommen. Gleich am ersten Abend haben
wir beschlossen, das nicht einfach so auf uns sitzen zu lassen und uns
unsererseits auch mit Carioca bewaffet. Durch Zufall haben wir dann zwei andere
welwärts - Freiwillige und einen Kolumbianer kennen gelernt. Mit den drei Jungs
sind wir in die Schlacht gezogen.
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voll ausgeruestet mit Poncho und Sonnenbrille |
Am zweiten Tag war der erste Umzug auf der
Straße zu sehen – natürlich auch nicht im Trockenen. Carioca & Co waren
einfach IMMER mit von der Partie. Hat man selbst eine gehörige Portion ins
Gesicht bekommen, spritzt man einem beliebigen anderen Kämpfer eine Dosis in
die Ohren, bekommt man Schaum in die Nase, antwortet man mit einer Portion in
den Mund, unters T-Shirt oder auf den Hintern. Eine echte Gaudi!
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Fast schon so weiß wie in Popayán... |
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mit den Jungs aus Cali |
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ACTIOOON! |
Am dritten Tag brauchten wir unbedingt eine
Auszeit von den sprühwütigen Kolumbianern und hofften, an der Laguna de la
Cocha eine Oase der Sprühschaumlosigkeit anzutreffen. Doch Kolumbien wäre nicht
Kolumbien, wenn dort nicht auch die Kultur in ganzer Pracht ausgelebt werden
würde und so wurden wir schon am helllichten Vormittag auf die Schlacht am
Abend vorbereitet.
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Laguna de la Cocha - in der Mitte ist ein Naturreservat |
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Am Hafen geht die Schlacht weiter ;) |
Am letzten Tag waren wir dann mehr oder weniger
cariocageschädigt, wollten uns den besten aller Umzüge nicht entgehen lassen.
Also wagten wir uns ein letztes Mal in die tobende Menge der weißen
Kolumbianer, die im Gegensatz zu uns, des Sprühschaumes einfach nicht müde zu
werden schienen. Der Umzug war dann aber auch wunderschön. Magische
Verkleidungen, Musik und Tanz prägten das Bild. Leider wurde der Umzug gegen
Ende vom Regen überrascht und wir sind in ein Café geflüchtet.
Danach waren wir
so am Ende, dass wir uns gleich geduscht haben und das Hostel sowie die
benachbarte Bäckerei bis zum Abend nicht mehr verlassen haben. Nachts haben wir
uns dann aus dem Hotel in ein Taxi geschlichen und sind wundersamerweise
trocken am Terminal angekommen. Weiter gings 'gen Norden nach Manizales.
Manizales und die Fería
Auch in Manizales war Fería. Das heißt
Konzerte, Tanzvorführungen, Straßenparties und Essen überall. Außerdem endlich
eine sprühschaumsichere Zone, in der man nicht ständig vor hinterhältigen
Anfällen auf der Hut sein musste. Hier haben wir einfach die Atmosphäre
genossen, uns von der Menschenmenge durch die Straßen treiben lassen und unsere
Reise ausklingen lassen.
In nur zwölf Tagen haben wir richtig viel
erleben dürfen, sind netten Leuten begegnet, haben so viel Zeit wie noch nie
zuvor in Bussen verbracht, durften Kultur live erfahren und konnten uns immer
wieder aufs Neue von Kolumbien und den Kolumbianern überraschen lassen.
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Danke fuer die schoene Zeit :) |