Sonntag, 20. Juli 2014

Bolivia – ein Land der Superlative



An der Grenze.
Der Grenzübergang war etwas seltsam: Alle sollten aus dem Bus aussteigen, dann drei unterschiedliche Büros besuchen, um sich diverse Stempel in den Ausweis machen zu lassen und dann wieder in den Bus einsteigen. Ich hatte aber das Gefühl, dass sich keiner beschwert hätte, wenn eine Person nicht in die Büros gegangen wäre und sich stattdessen mit den zahlreichen Verkäufern unterhalten hätte. Kontrolliert hat das auf jeden Fall keiner mehr...





Der Titicacasee

Der Titicacasee
Der Grenzsee zwischen Peru und Bolivien ist mit seinen 3810m über NN der höchstgelegenste beschiffbare See der Welt. Höhe bedeutet leider immer gleich Kälte, aber damit hatten wir während unserer Reise so wie so mehr als genug zu kämpfen... Ich hatte mir den  Lago de Titicaca ehrlich gesagt etwas kleiner vorgestellt. Er ist aber tatsächlich 15,5Mal so groß wie der Bodensee!
Von hier an waren wir drei Deutsche: Auch Anna hat frei bekommen und so konnten wir gemeinsam Bolivia erkunden. Nach einer kleinen Bootstour auf die Sonneninsel haben wir Copacabana verlassen und sind weiter nach La Paz. Auf der Fahrt ist uns eine seltsame Sache passiert: Mitten in der Nacht wurden plötzlich die Lichter angemacht und alle aus dem Bus geholt. Was ist jetzt los? Raubüberfall? Hätte sich auf jeden Fall gelohnt bei den ganzen Touristen im Bus! Wir waren schon ganz panisch, aber dann haben wir die Sache verstanden: Wir waren an einer Stelle angelangt, an der man mit Fähren einen Ausläufer des Titicacasees überqueren musste. Alle Fahrgäste wurden in ein kleines Beiboot verschifft und dann übergesetzt. Wir haben uns streckenweise wie illegale Einwanderer gefühlt, da die Szenerie dazu passte: Dunkelheit, Kälte, eine kleine Lampe, die vorne am Boot hin und her wackelt, geschaffte Passagiere, eng gequetscht und ratlos, was sie auf der anderen Seite erwarten wird. Letztendlich haben wir es dann doch geschafft und sind heil in La Paz angekommen.
Copacabana

Auf der Isla del Sol

Nachts im Beiboot.


La Paz

Die Skyline von La Paz
Mit ca. 3500m über NN ist La Paz ("der Frieden") der höchste Regierungssitz der Erde. Die Stadt heißt so, da sie an den Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier von 1825 erinnern soll.
Insgesamt haben wir einige Zeit in La Paz verbracht und uns dort rundum wohl gefühlt. In La Paz gibt es die schönsten Läden, jede Menge Indigenas, die selbstgekochtes Essen auf der Straße verkaufen, kleine Häuschen und riesige Wolkenkratzer.

.

Kitschmarkt unter der Brücke.

Kira, Anna, Ich über den Dächern von La Paz.

Mitten in Orangen.



An einem schönen Donnerstag haben wir uns todesmüde dazu entschlossen, den camino de la muerte (die Todesstraße) mit Bikes runter zu fahren. Das bedeutet 65km lang, 3400 Höhenmeter bergab und jede Menge Adrenalin. Anfangs war es wieder mal SEHR kalt. Dick eingemummelt wurden uns Anweisungen gegeben, die Bikes verteilt und erste Fotoshootings gemacht. Dann hieß es auf die Räder, fertig, los! Das Warm-Up war noch über Asphalt, dann ging es aber richtig zur Sache. Die Straße trägt ihren Namen nicht umsonst: An einigen Stellen ging es ordentlich den Hang hinunter. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich mich mehr auf den Schotter unter meinen Reifen konzentriert als auf die Abhänge. Nichts desto Trotz ist mir ein Reifen geplatzt. Danach durfte ich mit einem richtig guten Bike weiter fahren und hab das natürlich ausgereizt. Ich habe jedenfalls rausgefunden, dass der bolivianische Waldboden genauso hart ist, wie der deutsche. Das ist doch mal eine Erkenntnis, oder?
Vor dem Abgrund im Nebel.

Die Landschaft am Start.

Unsere Truppe auf den ersten Metern.

Waaaah!

Zaaack durchs Wasser durch.



Valle de la Luna

Das Valle de la Luna.
Am Stadtrand von La Paz befindet sich das Valle de la Luna ("Mondtal"). Wind, Wetter und große Temperaturunterschiede haben zahlreiche Gesteinsschichten des Lehmbodens abgetragen und eine bizarre Landschaft entstehen lassen. Tausende Felsspalten, Hügel und Krater sind über Millionen von Jahren entstanden. Wie das Tal zu seinem Namen kam, erklärt sich von selbst.
Das Mondtal haben wir uns eigentlich nur angeschaut, weil auf der Strecke nach Uyuni gestreikt wurde und wir nicht hinfahren konnten. Aber es hat sich alle mal gelohnt.  






















Uyuni und der Salar

Am Füße - wärmen.
Als ich mich für das Auslandsjahr entschieden habe, wollte ich unter anderem mich selbst besser kennen lernen. Wissen, wie ich in unterschiedlichen Situationen reagiere und vieles mehr. Auf der Fahrt von La Paz nach Uyuni konnte ich mein Verhalten bei extremer Kälte kennen lernen; die Temperaturen als kalt zu bezeichnen, wäre eine glatte Untertreibung. Es war EISkalt! Wir saßen eine ganze Nacht im Bus, zu den Fenstern zog kalte Luft herein und wir konnten vor Kälte nicht schlafen. Entsprechend geschafft kamen wir in Uyuni an. Schnell haben wir eine Tour in die Salzwüste gebucht und uns dann in ein Restaurant gesetzt, in dem es verhätnismäßig warm war. Ich war die ganzen 1 1/2Stunden damit beschäftigt, mich aufzuwärmen, bin auf und ab gehüpft, hab alle möglichen Körperteile über den Gaswärmer gehoben und verzweifelt darauf gewartet, dass es mir wärmer wird. 
Die Tour durch die Salzwüste war super! Zusammen mit einem tschechischen Pärchen und einer Reisenden aus Taiwan wurden wir von einem Bolivianer durch die Kälte gefahren. Die Heizung des Jeeps war der reinste Segen. 
Drei Tage lang saßen wir im Auto, sind alle 30Minuten ausgestiegen, haben ein paar Fotos geschossen und dann gings auch schon weiter. Übernachtet haben wir in Salzhotels, wo wir uns mit heißer Milch, Kaffee und Tee aufgewärmt haben und nette Abende in der Runde verbracht haben. Die ganze Zeit über hat die Sonne gescheint, aber es war dennoch sehr sehr kalt. Am dritten

 Tag kamen wir zu meinem persönlichen Highlight der Tour: HEIßE Quellen - und zwar zum Sonnenaufgang! Nach Tagen der Kälte in den Knochen war es eine Wohltat, sich endlich wieder ausstrecken zu können ohne Angst davor zu haben, dass die Füße Eigenschaften von Blitzeis annehmen...
Und so sah unsere Tour dann aus:


... so ist das Leben.



In der Salzwüste bei Salzhügeln.


Jwd -  Janz weit draußen



Que viva Bolivia.



Action im Salz.

unendliche Weite.



schwammförmige Oasen in der Kälte.


La Laguna Colorada.


Flamingos.

...und nochmal ein Flamingo.

Unser Team.


Die Wüste.

<3


Die heißen Quellen am Morgen.

Der Sonnenaufgang.


Unsere gefrorenen Haare nach dem heißen Bad.

Felsformationen irgendwo im Nirgendwo.



Deutschland hat 7 Tore!!!!!!!



Hoch oben in Sucre.

Sucre

In der Hauptstadt gibt es genau ein einziges Hochhaus. Das passt aber meiner Meinung nach nicht wirklich ins Stadtbild, denn sonst besteht die 200.000 Einwohnerstadt aus Kopfsteinpflaster, Grünflächen und verträumten kleinen Gässchen.Genau einen Tag haben wir in Sucre verbracht, was im Nachhinein betrachtet viel zu kurz war. Sucre gehört neben Popayán, Villa de Leyva, Oaxaca und Esslingen ;) zu einer der schönsten Städte, die ich je gesehen habe. 


Sucre von oben.
Bananenshakes und Spiel um Platz drei.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 Santa Cruz

!!STAU!!
Santa Cruz liegt im Regenwald. Ich persönlich verbinde Santa Cruz mit Stau und nicht enden wollenden Busfahrten. Sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt standen wir deftig im Stau. Es ging auf engen Straßen mitten durch die Berge. Aufgrund der Witterungsbedingungen gab es viele Erdrutsche, die dann Unfälle verursachten. Durchkommen war unmöglich. Wir STANDEN im wahrsten Sinne des Wortes. Und wer in Bolivien steht, der steht richtig! 
Santa Cruz hat an sich nicht sonderlich viel zu bieten. Der zentrale Plaz ist sehenswert. Genauso wie die Kirche. Wir haben zusätzlich sämtliche Märkte abgeklappert, sodass ich Santa Cruz jetzt nicht ausschließlich mit Stau, sondern auch mit Märkten verbinde.


Im Stadtpark.

Brot und Empanadas auf einem der vielen Märkte.

Die Uni von Santa Cruz.

Fleisch open-air.

Die Kathedrale bei Nacht.


Alles in allem habe ich die gesamte Reise sehr genossen. Es war wunderbar, sich mit anderen Freiwilligen auszutauschen!
Was ich noch schön zu sehen fand war, dass mir auf der Reise klar geworden ist, dass man Lateinamerika unmöglich in eine Schublade stecken kann. Jedes Land hat seine eigene Geschichte, die seine Leute geprägt hat, seine eigenen Kunsthandwerke, seine eigenen Gesetze und sein eigenes Essen. Selbstverständlich gibt es Gemeinsamkeiten, aber wenn man die Grenze von einem zum anderen Land überquert, merkt man ganz schnell, dass man sich an einem anderen Ort befindet. 
Ich bin einfach nur froh, dass ich in der Fundación frei bekommen habe, dass es mit dem deutschen Pass so einfach ist, durch die Weltgeschichte zu reisen und dass ich in so angenehmer Gesellschaft reisen konnte. DANKE Kira, Anna und Lori :)



Donnerstag, 17. Juli 2014

zu Besuch in Perú

Hallo liebe Leute,


Kunst auf Samen.
die letzten zwei Wochen war ich auf Reisen. Die meisten von euch werden meine Reisepartnerinnen vermutlich noch gar nicht kennen, da ich beide erst auf dem Vorbereitungsseminar von VIA kennen gelernt habe. Kira arbeitet in Quito und Anna in Lima. Beide also Freiwillige. Während unserer Reise haben wir natürlich gaaaanz viel geredet und konnten sowohl Arbeitsplätze als auch Länder und Mentalitäten super vergleichen. Es ist enorm, wie sich unsere Projekte doch unterscheiden, obwohl sie alle mit Kindern zu tun haben. Auch was Essen, Menschen, Infrastruktur und Preise angeht, gibt es große Unterschiede, aber dazu während meinem Bericht mehr.




Cusco - eine wahre Tourihochburg

Blick über Cusco.
Am Flughafen wurde ich von Kira und Lori (eine irische Freiwillige aus Quito) empfangen. Ich konnte es Anfangs kaum glauben, wirklich in Peru zu sein, aber die braunen Bergen, die Indigenas mit ihren traditionellen Kleidern, die Währung, das Essen und vieles mehr machten mir schnell bewusst, dass mein geliebtes Kolumbien weit weit weg ist.
Cusco hat ein wunderschönes Zentrum. Da die Stadt Ausgangspunkt für Touristen aus aller Welt ist, die zum Machu Picchu wollen, gibt es selbstverständlich ein breites Angebot an Produkten: Schlüsselanhänger, Jacken, Schuhe, Obst, Alpakamützen, Alpakapullis, Alpakahandschuhe, Alpakastulpen, Alpakahausschue, Alpakaschals, AlpakaAlpakaAlpaka!! Wir haben dann auch unser erstes Alpaka en vivo gesehen. Ich war richtig begeistert. Und es war auch wirklich weich. Was ich aber neben dem super weichen Fell am besten finde, ist die Tatsache, dass man keine Angst haben muss, angespuckt zu werden wie bei Lamas. Davor hatte ich in der Wilhelma immer tierischen Bammel.



Kira, Ich, Lori

Straßenmarkt

Der Cristo Blanco wacht über die Stadt.

moderne Strickkunst

traditionelles Gewand.



Machu Picchu - auf den Spuren der Inka

Der Hinweg.
Nach einigem Gehoppel im Auto über Perus bergige Straßen (für schlappe 75km Luftlinie haben wir fünf Stunden gebraucht) kamen wir völlig geschafft in Hidroeléctrica an. Von dort aus machten wir eine kleine Wanderung an Eisenbahnschienen entlang nach Aguas Calientes am Fuße des Machu Picchu. Der nächste Tag fing für uns leider mit Regen an... Aber da wir ja nicht aus Zucker sind, gings im Morgengrauen hoch auf den Machu Picchu (Quechua: "alter Berg"). Zu sagen, es sei nicht anstrengend gewesen, wäre eine Lüge, aber Kira und ich haben die Strecke auch beinahe in der Hälfte der angegebenen Zeit geschafft. Ihr könnt euch also vorstellen, wie NASS wir waren: von außen der Regen, von innen der Schweiß :P
Nach anfänglicher Euphorie, zwei der ersten zwanzig Touristen des Tages zu sein, wurde es aber wahnsinnig schnell kalt. Ich wollte mich dann auf dem Klo unter den Händetrockner stellen, nur leider war ich nicht die erste, die auf diese glorreiche Idee kam und als ich dann auf der Damentoilette stand, musste ich resigniert feststellen, dass die Händetrockner schon überhitzt waren. Es half nichts: Auf die Zähne beißen und durch! Unser Führer versicherte uns, dass in 4 Stunden die Sonne rauskommen würde. Bis dahin hieß es Bibbern und Aushalten....
Etwas schade finde ich, dass das Personal ziemlich unfreundlich war. Ich denke das ist ein Phänomen, das Massentourismus mit sich bringt. Als Reisender muss man für jeden noch so kleinen Gefallen zahlen und auf Fragen wird barsch reagiert. Die Touris von morgen kommen auch, wenn man zu den Touris von heute unfreundlich ist...
Nachdem geklärt war, dass mit Inka ursprünglich nur der Häuptling gemeint ist, starteten wir im Morgennebel unsere Tour über die Anlage. Wahnsinn, was das Volk des Inka vor nur 600 Jahren geleistet haben. Hier ein paar Fakten:
Die Stadt ist in drei Teile unterteilt: Anbau, Glauben, Leben. Die Anbauterassen mit Kräutern, über 3000 verschiedenen Kartoffel- und 1500 Maisarten haben einen strategischen Aufbau. Sie basieren auf großen Steinen, darüber kleinere und ganz oben drauf Erde. So ist gewährleistet, dass das Wasser gut abfließen kann und die Steine die Wärme der Sonne speichern. Zusätzlich sahen wir Reste alter Tempel. Meistens hatten aber nur die Geistlichen und der Häuptling Zugang zu den Heiligtümern. Dort beteten sie, meditierten oder sagten mit Hilfe von Kräutergemischen die Zukunft voraus. Auf der Plaza central wurde gelehrt. Das Volk der Inka hatte keine eigene Schrift, jedoch aber ein Zählsystem mit Fäden unterschiedlicher Länge. Im 16. Jahrhundert setzten die Spanier dann ohne es zu wissen, der 600 Einwohnerstadt in den Anden ein Ende: den Krankheiten, die durch Tiere und den Wind den Weg zum Inkavolk gefunden hatten, konnten die Menschen trotzen und so wurde eine der größten Hochkutlturen ausgelöscht... Heute besuchen täglich bis zu 2600 Touristen die 2400m hoch gelegene Ruinenstadt; drei davon waren wir. ;)
Nach dem Rundgang haben wir noch eine gute Stunde gefroren, dann sind wir zu einem Aussichtspunkt aufgestiegen und dann wurde es von Minute zu Minute atemberaubender: wir konnten zusehen, wie die Wolken und der Nebel der Sonne Platz gemacht haben, die die gesamte Landschaft in ein warmes Licht getaucht hat. Das Grün der umliegenden Berge begann zu leuchten und sogar die Lamas schienen fröhlicher vor sich hin zu grasen. Zum poetisch werden! ;)


Der Sonnentempel im Nebel

Und da kommt die Sonne raus.


Lori, Ich, Kira beim Machu Picchu.


Machu Picchu.



Sillustaní und Puno

Auf der Halbinsel der Lagune Umayu hat um 1300 das Volk der Kolla Steingräber, so genannte Chullpas, konstruiert. Bis heute sind sie erstaunlich gut erhalten und so haben Kira und ich dort einen angenehmen Tag verbracht. Nach den kalten Tagen zuvor tat uns die Sonne richtig gut. Die umliegende Landschaft ist wunderschön und strahlt eine besondere Ruhe aus.

Ein Straßenstand mit heißem Quinua-drink.

Lecker Frühstück in einer traumhaften Landschaft.

Eine Chullpa.

Noch eine Chullpa.

Blick zur Lagune.

Alpakas und ich :)