Das habe ich erschreckend daran festgestellt,
dass meine Zahnpasta trotz eisernem Sparen (weil Hygieneartikel hier nicht sehr viel billiger sind als die total überteuerte Milkaschokolade) jetzt endgültig leer ist,
dass ich die überfüllten Busse schon gar nicht mehr schlimm finde,
dass ich Maultaschen einfach schreeeecklich vermisse,
dass ich mit immer weniger Fragezeichen auf dem Gesicht durch Bogotá laufe (zum einen, weil ich von der Sprache her mehr verstehe und zum anderen, weil ich mich mittlerweile auch mit dem Straßensystem angefreundet habe und mir unter "170 con Autopista" was vorstellen kann),
dass ich immer besser Gitarre spielen lerne,
dass ich nicht mehr mit 5000 Pesos (2€) im BH durch die Gegend laufe aus lauter Angst, von den bösen Kolumbianern überfallen zu werden,
dass es mir nichts mehr ausmacht, jeden (wirklich jeden!) Tag Reis zu essen (es ist richtig lecker! (: )
dass ich mich schon richtig mit meinem kolumbianischen Volleyballteam identifizieren kann und wir schon echte Volleyballkrimis zusammen erlebt haben,
dass ich bei spanischen Liedern teilweise die Lyrics mitträllern kann (ich rede nur vom Text - wie es um meine Gesangskünste und der damit verbundenen Treffsicherheit der Töne steht, wisst ihr ja alle (; ),
,...
Da ich die letzten Tage damit beschäftigt war, die Fundación weihnachtlich zu schmücken, habe ich mich auch mal informiert, wie hier Weihnachten gefeiert wird. Folgendes ist nach Befragungen meiner Familie und Kollegen sowie einer Internetrecherche dabei rausgekommen:
Neben der Zeit mit
Freunden wird in Kolumbien die Zeit mit der Familie sehr geschätzt.
Die Nacht vom 7. auf den 8. Dezember gehört der Jungfrau Maria. In
den Straßen werden Kerzen vor die Häuser gestellt, damit Maria den
Weg zum Eingang findet und die dort lebenden Menschen segnen kann.
Das eigentliche Weihnachten beginnt schon neun Tage vor Jesu Geburt.
Mit dem 16. Dezember startet die Novena de Aguinaldos. Während
dieser Zeit, in der symbolisch jeder der neun Tage für einen Monat
Schwangerschaft steht, treffen sich die kolumbianischen Familien in
ihren Häusern und versammeln sich um den Plastikweihnachtsbaum.
Echte Bäume sind in den einen Teilen Kolumbiens aus
Umweltschutzgründen verboten, in anderen Teilen gibt es schlicht und
einfach keine. Bei den Familientreffen werden spezielle
Weihnachtsgebte gesprochen, es wird gesungen, geredet und ganz viel
gegessen. Süßgebäcke wie Natilla (eine Art Pddingkuchen) und
Buñuelos (frittierte Teigkugeln) gehören genauso dazu wie
Arepas (Maisfladen), Tamals (Maisteiggemisch mit
Fleisch) und Lechona (mit Fleisch, Reis und Gemüse gefülltes
Spanferkel).
Mein neuer Traumberuf: Plastikgirlandenfloristin! |
Neben den Weihnachtsbäumen lieben es
die Kolumbianer, ihre Häuser und die Straßen mit Kitsch zu fluten.
Nach dem Motto: wer sein Haus am besten unter leuchtenden Ketten und
funkelnden Glühbirnen verstecken kann, hat gewonnen, liefern sich
hier die besser betuchten Lateinamerikaner einen Wettbewerb der ganz
besonderen Art. Aber nicht nur Häuser werden geschmückt. Medellin,
eine Stadt, die sich im Westen des Landes befindet, ist zur
Weihnachtszeit in aller Munde. Hier wird die Stadt ganz besonders
herausgeputzt und themenorientierte Kunstwerke aus Lichterketten
erhellen die Nacht. Sogar ein Teil des Flusses ist mit schwimmenden
Lichterketten beleuchtet.
Vor dem 24. Dezember schreiben die
Kinder dann einen Wunschzettel, der in die Krippe gelegt wird, damit
ihn sich das Jesuskind, das am um 24Uhr der Weihnachtsnacht die
Geschenke bringen wird, abholen kann. Dass der Niño Jesús
erst am 24. Dezember geboren wird und sich theoretisch den Zettel gar
nicht früher abholen kann, scheint ein nichtiges Detail zu sein und
somit vernachlässigbar. ;) Auf den ideellen Wert kommt es schließlich
an.
Der Weihnachtsabend wird wie in Deutschland auch im Kreise der
Familie gefeiert. Mit einem großen Essen, Gesang, Tanz und
Unterhaltungen wird der Abend verbracht, bis dann der Niño Jesús
um Mitternacht die Geschenke bringt.
Kreative Zeiten. |
Und auf genau die neun Tage bin ich sehr gespannt weil meine Gastfamilie hier sehr viel Wert auf gemeinsame Stunden legt. Juanita hat mir schon gesagt: "Abnehmen wirst du während den Novenas nicht. Das musst du gar nicht erst versuchen." Das ist mal eine Ansage! Ich werde auf jeden Fall berichten, wie mein Weg zur Kugel aussehen wird ;)
Bei mir werden auch schon lauter (schreicklich hässliche) Weihnachtsbäume verkauft ;) Man sieht nicht mal mehr, dass ein Baum unter all den Behängen vorhanden ist!!
AntwortenLöschenhaha ja, das glaub ich! Das ist bei euch wahrscheinlich alles noch zehn mal stärker ausgeprägt :D
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