Samstag, 23. November 2013

Weihnachten steht vor der Tür!

Leute, wie die Zeit vergeht!
Das habe ich erschreckend daran festgestellt,
dass meine Zahnpasta trotz eisernem Sparen (weil Hygieneartikel hier nicht sehr viel billiger sind als die total überteuerte Milkaschokolade) jetzt endgültig leer ist,
dass ich die überfüllten Busse schon gar nicht mehr schlimm finde,
dass ich Maultaschen einfach schreeeecklich vermisse,
dass ich mit immer weniger Fragezeichen auf dem Gesicht durch Bogotá laufe (zum einen, weil ich von der Sprache her mehr verstehe und zum anderen, weil ich mich mittlerweile auch mit dem Straßensystem angefreundet habe und mir unter "170 con Autopista" was vorstellen kann),
dass ich immer besser Gitarre spielen lerne,
dass ich nicht mehr mit 5000 Pesos (2€) im BH durch die Gegend laufe aus lauter Angst, von den bösen Kolumbianern überfallen zu werden,
dass es mir nichts mehr ausmacht, jeden (wirklich jeden!) Tag Reis zu essen (es ist richtig lecker! (: )
dass ich mich schon richtig mit meinem kolumbianischen Volleyballteam identifizieren kann und wir schon echte Volleyballkrimis zusammen erlebt haben,
dass ich bei spanischen Liedern teilweise die Lyrics mitträllern kann (ich rede nur vom Text - wie es um meine Gesangskünste und der damit verbundenen Treffsicherheit der Töne steht, wisst ihr ja alle (;  ),
,...

Da ich die letzten Tage damit beschäftigt war, die Fundación weihnachtlich zu schmücken, habe ich mich auch mal informiert, wie hier Weihnachten gefeiert wird. Folgendes ist nach Befragungen meiner Familie und Kollegen sowie einer Internetrecherche dabei rausgekommen:

Der Weihnachtsbaum in der Fundación. Er hängt jetzt schon mit viel zu vielen Sachen so voll, dass sich die zarten Plastikzweigchen biegen. Und dabei hab ich erst die Hälfte aller Sachen drauf gehangen. Der Rest war mir zu kitschig aber meine Kollegen haben sich einstimmig für mehr Behang entschieden. Also werde ich mich wohl oder über ihrem Willen beugen müssen. ;)
Die Kolumbianer fangen erst gar nicht an, Schneeflöckchen Weißröckchen zu singen. In der Vorweihnachtszeit gibt es, wie das ganze Jahr über, keinen Schnee und es herrschen Temperaturen zwischen 9 und 18°C. Statt sich warm einzupacken, wird in kurzen Röcken und Tops Salsa getanzt, die Stierkampfarenen füllen sich und das Leben findet in Gesellschaft statt. Von Besinnlichkeit spricht hier kaum einer und da die Ferien für Schüler und Studenten schon Ende November beginnen, ist der Dezember ist DER Ausgehmonat schlechthin. 
Neben der Zeit mit Freunden wird in Kolumbien die Zeit mit der Familie sehr geschätzt. Die Nacht vom 7. auf den 8. Dezember gehört der Jungfrau Maria. In den Straßen werden Kerzen vor die Häuser gestellt, damit Maria den Weg zum Eingang findet und die dort lebenden Menschen segnen kann. 
Das eigentliche Weihnachten beginnt schon neun Tage vor Jesu Geburt. Mit dem 16. Dezember startet die Novena de Aguinaldos. Während dieser Zeit, in der symbolisch jeder der neun Tage für einen Monat Schwangerschaft steht, treffen sich die kolumbianischen Familien in ihren Häusern und versammeln sich um den Plastikweihnachtsbaum. Echte Bäume sind in den einen Teilen Kolumbiens aus Umweltschutzgründen verboten, in anderen Teilen gibt es schlicht und einfach keine. Bei den Familientreffen werden spezielle Weihnachtsgebte gesprochen, es wird gesungen, geredet und ganz viel gegessen. Süßgebäcke wie Natilla (eine Art Pddingkuchen) und Buñuelos (frittierte Teigkugeln) gehören genauso dazu wie Arepas (Maisfladen), Tamals (Maisteiggemisch mit Fleisch) und Lechona (mit Fleisch, Reis und Gemüse gefülltes Spanferkel).

Mein neuer Traumberuf: Plastikgirlandenfloristin!
Neben den Weihnachtsbäumen lieben es die Kolumbianer, ihre Häuser und die Straßen mit Kitsch zu fluten. Nach dem Motto: wer sein Haus am besten unter leuchtenden Ketten und funkelnden Glühbirnen verstecken kann, hat gewonnen, liefern sich hier die besser betuchten Lateinamerikaner einen Wettbewerb der ganz besonderen Art. Aber nicht nur Häuser werden geschmückt. Medellin, eine Stadt, die sich im Westen des Landes befindet, ist zur Weihnachtszeit in aller Munde. Hier wird die Stadt ganz besonders herausgeputzt und themenorientierte Kunstwerke aus Lichterketten erhellen die Nacht. Sogar ein Teil des Flusses ist mit schwimmenden Lichterketten beleuchtet.
Vor dem 24. Dezember schreiben die Kinder dann einen Wunschzettel, der in die Krippe gelegt wird, damit ihn sich das Jesuskind, das am um 24Uhr der Weihnachtsnacht die Geschenke bringen wird, abholen kann. Dass der Niño Jesús erst am 24. Dezember geboren wird und sich theoretisch den Zettel gar nicht früher abholen kann, scheint ein nichtiges Detail zu sein und somit vernachlässigbar. ;) Auf den ideellen Wert kommt es schließlich an. 
Der Weihnachtsabend wird wie in Deutschland auch im Kreise der Familie gefeiert. Mit einem großen Essen, Gesang, Tanz und Unterhaltungen wird der Abend verbracht, bis dann der Niño Jesús um Mitternacht die Geschenke bringt.
Kreative Zeiten.
Wir halten also fest: Es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten mit der deutschen Art, Weihnachten zu feiern. Was offensichtlich anders ist, sind neben der Stimmung, dem Wetter und dem Essen die neun Tage Novenas.
Und auf genau die neun Tage bin ich sehr gespannt weil meine Gastfamilie hier sehr viel Wert auf gemeinsame Stunden legt. Juanita hat mir schon gesagt: "Abnehmen wirst du während den Novenas nicht. Das musst du gar nicht erst versuchen." Das ist mal eine Ansage! Ich werde auf jeden Fall berichten, wie mein Weg zur Kugel aussehen wird ;)

2 Kommentare:

  1. Bei mir werden auch schon lauter (schreicklich hässliche) Weihnachtsbäume verkauft ;) Man sieht nicht mal mehr, dass ein Baum unter all den Behängen vorhanden ist!!

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  2. haha ja, das glaub ich! Das ist bei euch wahrscheinlich alles noch zehn mal stärker ausgeprägt :D

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